Bürgermeister informiert Sandauer über die Flut

Auszüge aus Havelberger Volksstimme vom 08.06.2013
Artikel von Ingo Freihorst
Einer regen Resonanz erfreute sich am Donnerstagabend die Sitzung des Sandauer Stadtrates. Es gab nur ein Thema, das alle bewegte: die Flut.

Morgen wird in Sandau die Hochwasserspitze der Elbe erwartet: Auf 8,10 Meter wird dann das Wasser laut Vorhersage hier ansteigen, das sind 40 Zentimeter mehr als am 20. August 2002. Danach wird der Pegel wieder langsam fallen. Bürgermeister Henry Wagner informierte weiter, dass die Planung für die Deichwachen bis Mittwoch steht, danach werden noch dringend weitere Helfer gesucht.

Gleiches gilt für die Sandsackfüllstation auf dem Bauhof - hier war die Resonanz der Sandauer auch gestern eher verhalten, unter den 30 Helfern waren viele Bürgerarbeiter. Im Gegenzug holten aber viele ihre privaten Sandsäcke ab, denn Henry Wagner gestand auf der Sitzung jedem Haushalt 30 selbst zu füllende Sandsäcke zu. Alte und Kranke werden damit beliefert. Vorranging sind die Säcke aber zum Schutz der Deiche gedacht, 70 Tonnen Sand stehen nach anfänglichen Problemen nun zur Verfügung.
Ein leerer Tank der Tankstelle wurde gegen eventuelles Aufschwemmen mit Wasser befüllt. Die Transformatoren im Umspannwerk wurden nach 2002 höher gesetzt, die Schaltzentrale ist zusätzlich mit Sandsäcken geschützt.
Das Bürgertelefon im Rathaus ist von 8 bis 18 Uhr besetzt. Sollte das Schlimmste eintreten, sei der Kirchberg der Sammelpunkt der Bürger - weshalb dort auch keine Autos abgestellt werden sollten.
Arno Mahlke vom Hochwasserschutzbetrieb LHW erklärte, dass nun, da der Elbscheitel Usti passiert hat, auch die Vorhersagen genauer sind. Sie wurden schon stets nach unten korrigiert. An den Deichen hatten sich schon einige Sickerstellen gebildet, hier tritt aber klares Wasser aus. Eine Erhöhung des kompletten Deiches sei nicht machbar und auch gar nicht nötig, stellte der LHW-Ingenieur auf Nachfrage klar.

Wichtig für die Standsicherheit des Deiches seien die Siele im Hinterland, erklärte Arno Mahlke. Solche befinden sich hinter der Tankstelle und in der Königsallee. Die Gräben müssen unbedingt voll Wasser stehen, wodurch ein Gegendruck zum Hochwasser erzeugt wird. Darum darf diese Siele nur das LHW bedienen - auch, wenn der Graben überläuft.

Chris Schulenburg wollte wissen, ob es eine Übersicht über die Höhen gibt. Eine Karte hängt im Infokasten aus. Karin Kandner wies darauf hin, dass auch das Abwasser in die Keller laufen könnte. Sie wurde von ihrem Arbeitgeber, dem KMG-Klinikum, wegen der Flut sogar freigestellt. Frank Hessenmüller bot der Stadt einen Radlader kostenfrei zur Nutzung an, Fahrzeuge stellten auch die Autohäuser sowie die Havelberger Firma Feroma zur Verfügung. Die Fährleute stehen mit einem Lkw in Bereitschaft.

Gefahr könnte Sandau auch von der Havel her drohen, sie führt diesmal im Gegensatz zu 2002 Hochwasser. Eine lang anhaltende Flut wird für die Wälle dort kritisch, denn sie besitzen im Gegensatz zu denen an der Elbe keine Tondichtung.

"Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos, wir haben auch die Flut 2002 gemeistert", schloss Henry Wagner die Krisensitzung.

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